Der Gründer von AdventureRooms stellt sich vor

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Wie alles anfing …

Mein Name ist Gabriel Palacios, und bis vor vier Jahren war ich ein einfacher, aber sehr motivierter Physiklehrer am wunderschönen Hofwil Gymnasium in der Nähe von Bern, das bereits Goethe in „Wilhelm Meisters Wanderjahren“ lobend erwähnt hatte.

Als ich 2011 einen unbezahlten Urlaub antrat, wollte ich vor allem in fremde Länder reisen und Ideen für den Unterricht sammeln. Ich besuchte eine Sprachschule in Fukushima, besichtigte Hiroshima und Tschernobyl und bereiste Nordkorea – nicht gerade die gewöhnlichsten Reiseziele, ich weiß. Aber ich mag es, wenn ich keine Ahnung habe, was mich erwartet. Als Leiter der Schweizer Physik-Olympiade hatte ich bereits den Iran, Mexiko und Thailand bereist, voraussehbare Reisen sind mir zu langweilig, ich suchte Spannung, keine Entspannung. Es war die Zeit der großen Strahlenhysterie nach dem Tsunami, und mit dem Dosimeter im Gepäck sammelte ich äußerst interessante Messwerte, Bilder und Informationen für den Unterricht nach meiner Rückkehr.

Vorher besuchte ich aber noch mit einer Freundin ein Musikfestival am Plattensee. Am letzten Tag bemerkten wir einen seltsamen orangefarbenen Truck mitten im Festivalgelände. Wir gingen auf einen jungen Mann zu, der daneben stand, und fragten, was da angeboten wird. Anscheinend könne man sich da einsperren lassen, es sei eine Art Spiel oder Performance, das von Studenten angeboten würde. Wir waren sehr skeptisch, aber natürlich auch ein wenig neugierig, und so ließen wir uns schließlich einschließen. Drin fanden wir Zahlenrätsel und Suchaufgaben vor, an die wir uns sofort setzten, und innerhalb einer Viertelstunde konnten wir den Code finden, der uns die Flucht ermöglichte.

Die Rätsel waren nicht besonders geistreich, doch als die Türe sich hinter uns geschlossen hatte, spürte ich den Adrenalin-Kick der Vorfreude auf ein Abenteuer. Es schien einen gewissen Reiz zu haben, mal ganz auf sich selbst gestellt zu sein. Ich dachte an meinen Unterricht zurück: Ich hatte in meinen zwölf Jahren als Physiklehrer etliche faszinierende Phänomene aus den Naturwissenschaften im Unterricht als Experiment vorgezeigt oder als Praktikum organisiert. Damit ließen sich doch viel spannendere Rätsel entwickeln! Ich beschloss, für meine Schüler so etwas aufzubauen.

Sobald ich in Bern zurück war, machte ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Raum für mein Vorhaben. Mein Rektor fand mein Vorhaben interessant, konnte mir jedoch in der Schule kein Zimmer zur Verfügung stellen. So fand ich schließlich einen kleinen Keller im Berner Studentenviertel. Monatelang karrte ich Möbel und Material heran und tüftelte nach der Arbeit bis spätabends an den Rätseln. Immer wieder fragte ich mich, ob ich eigentlich den Verstand verloren hatte: Wenn andere nach der Arbeit nach Hause fuhren, um sich zu entspannen, stieg ich in den Keller hinunter. Während andere am Wochenende ausgingen, tüftelte ich bis spät an meinen Rätseln herum.

Nach dreimonatiger Arbeit war ich endlich soweit: Meine Klassen konnten eingesperrt werden! In meinem Escape Game steckten fünfzehn Rätsel, die alle mit Naturwissenschaft zu tun hatten. Vorwissen war keines nötig: Die Idee war, dass die jungen Leute faszinierende Phänomene in einem spannenden Kontext entdecken würden. Anstatt dass ich ihnen im Unterricht vorgeben, wofür sie sich zu interessieren haben, würden sie von selbst zu mir kommen und Fragen stellen, um das Erlebte nachvollziehen zu können. Das Spielkonzept ermöglichte ein konzentriertes „Flow-Erlebnis“ und erforderte konstruktives Teamwork.

Nach der mühseligen Aufbauarbeit ging es plötzlich ganz schnell: Die Schüler liebten das Spiel und schickten Freunde und Familien zu mir, die Zeitungen begannen sich für unser Projekt zu interessieren, mein Bruder kam hinzu und erstellte eine bessere Homepage, wir gründeten eine Firma, wir wurden zur Sehenswürdigkeit Nummer Eins in der Schweizer Hauptstadt, eine Kanadierin, ein Schweizer und zwei Amerikaner interessierten sich für eine Franchising-Lizenz.

Heute – vier Jahre später – sitze ich da und schreibe einen Blog-Beitrag für AdventureRooms Deutschland, eines der weltweit 15 Länder unserer AdventureRooms-Familie. Ich wollte doch nur meine Schüler etwas motivieren! Das Leben kann schon unglaublich sein…